Mund-zu-Mund Propaganda im digitalen Zeitalter
Dass Mitarbeitende, Fachkräfte in allen Unternehmen gesucht werden ist nichts neues. Selbst die Zeitschrift „Der Spiegel“ widmete kürzlich dem Thema seine Titelgeschichte mit der Headline „Wo sind denn alle hin?“. Der Spiegel schreibt, dass es fast acht Monate dauert, bis ein Seniorenheim eine Pflegekraft findet, etwa sieben Monate, bis ein Handwerksbetrieb eine neue Klimatechniker*in einstellen kann und mehr als sechs Monate für einen Tiefbauarbeiter. Nun macht es aus meiner Sicht in diesem Beitrag wenig Sinn sich in das allgemeine Lamento einzugliedern, sondern vielmehr Ausschau zu halten nach Methoden neue Mitarbeitende genau für sein Unternehmen zu gewinnen.
Ein Zauberwort heißt Corporate Influencer
Mitarbeitende eines Unternehmens kommunizieren über mitarbeitereigene soziale Kanäle, um die Ziele der Unternehmensmarke zu unterstützen. Anders gesagt: Mund-zu-Mund-Propaganda im digitalen Zeitalter. Durch die glaubwürdige Interessenvertretung der Mitarbeiter wird die Aufmerksamkeit erhöht, indem ausgewählte Mitarbeitende im gesamten Unternehmen dazu ermutigt werden, in den sozialen Medien aktiver zu sein. Ausgewählte deshalb, weil es auf das freiwillige Engagement der Mitarbeitenden setzt.
- Mitarbeitende werden befähigt, Botschaften zur Arbeitsplatzattraktivität über ihre eigenen sozialen Medien zu teilen
- Mitarbeitende werden mit Inhalten, Tools und zeitlichen Ressourcen sowie Trainings unterstützt um als Markenbotschafter zu überzeugen
- Mitarbeitende mit hohen Engagement und Kommunikationstalent werden Teil einer Influenzier-Community, ob als Promotor von Unternehmen oder deren Aushängeschild
Über Aldi zum Klinikum Dortmund – Corporate Influencer Programme sehen ganz unterschiedlich aus
Mit dem CIP (Corporate Influencer Programm) wird die Auswahl, Schulung und Umsetzung um Botschafter im Sinne des Unternehmens oder im Sinne der Arbeitgebermarke zu sein, organisiert. Die Discounterkette ALDI hatte ein internen Wettbewerb mit der Aufforderung verbunden unter dem #wofüraldidafür Einblicke in den eigenen Arbeitsalltag von Aldi zu geben. Speziell Azubis sollten hier einen Blick in ihren Arbeitsalltag erlauben. Ziel war alle freien Azubi-Stellen zu besetzen.
Bei den Klinikmarketern sind aber auch besonders die TikTok Videos vom Klinikum Dortmund bekannt. Das größte kommunale Klinikum in NRW mit 4.500 Mitarbeitern hatte dort seinen Mitarbeiter*innen Kodex in kurze Videos übersetzt und so deutlich gemacht, was dort unter „Wir-Gefühl“ und „Zusammenhalt“ verstanden wird.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.tiktok.com zu laden.
Die Vorteile der sogenannten Corporate Influencer liegen auf der Hand. Die Glaubwürdigkeit der eigenen Mitarbeiter liegt deutlich höher als unternehmenseigene Postings und so verschafft sich das Unternehmen einen Vorsprung am Arbeitsmarkt. Der Wertekanon einer Unternehmensmarke bündelt und stärkt dabei die TonalitätAtmosphäre bzw. Grundton, in dem ein Produkt oder ... der Botschaften, auf der gleichen Wertewelle durch das (Arbeits-)leben zu gehen. Andernfalls kostet es viel Kraft und Energie, Menschen für eine Arbeitsgemeinschaft zu gewinnen, die in einer komplett anderen Wertewelt unterwegs sind. Denn wir fühlen uns dann besonders wohl, wenn der gemeinsame Wertekanon stimmig ist.
Nur wie findet man die Corporate Influencer?
Neben hohem Engagement und Leidenschaft für bestimmte Themen, Affinität zu sozialen Netzwerken und Kommunikationsgeschick ist eine transparente und offene Auswahl auf Unternehmensseite wichtig. Dazu gehört neben der freien Zeit in der Arbeit für die Tätigkeit als Corporate Influencer auch ein Programm definiert, was Vorgehensweisen, Netiketten, Schulungen und Community-Tools anbietet, um die Corporate Influencer bei der Stange zu halten.
Da braucht es genauso eine Konzeption zum Start mit dem Committment der Führungsebene und Zeitbudgets, wie das Finden der geeigneten Kandidaten und deren Auswahl, das Trainieren und Befähigen der Corporate Influencer sowie das Umsetzen mit ersten Postings und Begleitung durch geeignete Mentoren oder Partner.
Corporate Influencer und Employer Branding
Im Recruiting werden Corporate Influencer oft auch als „Advocats“ bezeichnet, denn Studien zeigen, dass 78 % der Befragten sich eher von Posts von Mitarbeitenden positiv beeinflussen lassen, denn von Unternehmensposts. (nur 15 %). Die Bereitschaft sich das Unternehmen anzuschauen, wird dadurch deutlich höher. Corporate Influencer und Employer BrandingAls Branding wird der gezielte, aktive Aufbau einer... sind also eine Win-Win Situation, denn sie geben dem Arbeitgeber ein Gesicht, das authentisch ist.
Bei der Otto Group heißen die „Advocats“ Jobbotschafter.
Über 100 Mitarbeiter als Corporate Influencer präsentieren OTTO als attraktiven Arbeitgeber. „Die besten Botschafter für OTTO sind unsere Kollegen. Niemand kann so glaubwürdig über die Arbeitsatmosphäre, die anstehenden Aufgaben und das potenziell neue Team berichten. Die Zukunft des Recruitings sind deswegen unsere Corporate Influencer”, sagt Angelina Peipers, Junior-Referentin im Personalmarketing bei OTTO.
Die Mitarbeiter, die am OTTO-Jobbotschafter-Programm teilnehmen, belegen zum Beispiel interne Seminare zum Thema Social Media- und HR-Kommunikation oder erhalten Präsentations- und Diagnostiktrainings. Die Jobbotschafter werden also dazu befähigt, auf Branchenveranstaltungen oder im Netz über die Themen und Entwicklungen bei OTTO zu kommunizieren, mit (potenziellen) Bewerbern Gespräche zu führen oder den Bewerbungsprozess zu begleiten.
Gesucht werden dafür beispielsweise Socializer, die OTTO auf Recruiting-Events und in Blogs vertreten, oder Multiplikatoren, die Einblicke in ihren Arbeitsalltag auf Instagram geben. Aber auch Fachexperten, Ideengeber sowie Kontakter und Co-Recruiter, die Bewerber fachlich auf Augenhöhe interviewen und dafür vorher im Recruitment ausgebildet werden. Hier wird am deutlichsten, wie das Unternehmen in seiner Funktion als Arbeitgeber seine Corporate Influencer nutzt, um seiner Arbeitgebermarke über die sozialen Netzwerke ein Gesicht zu geben.
FAZIT: Eine gute Möglichkeit glaubwürdig in die digitale KommunikationKommunikation ist die Vermittlung von Informationen... einzusteigen, ohne den sofortigen Aufwand des Aufbaus eigener digitaler Kanäle. Erfordert aber einen klaren Plan, Budget und wertschätzender Perspektive für die Corporate Influencer.
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Danke für den Beitrag, damit beschäftige ich mich auch gerade viel. Ich bin davon überzeugt, dass CIP-Programme eine Zukunft haben, lieber Fridolin! Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen schnell als Propaganda-Instrumente missbraucht fühlen. Hier heißt es für die Unternehmen viel Fingerspitzengefühl zu zeigen!
Liebe Birgid, danke für Deinen Insight. Das kann ich mir gut vorstellen, daher sprach ich auch im Fazit von klarer Plan, Budget und vorallem wertschätzender Perspektive für die Corporate Influencer.