It’s the company culture, stupid.
Die Arbeitslosenzahlen sind Ende Mai 2018 auf ein neues Rekordtief gesunken. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nehmen zu, und die Nachfrage nach Arbeitskräften sei „ungebrochen hoch“. Ab 2% Arbeitslosigkeit spricht man ja bereits von Vollbeschäftigung.
Da hört sich der Begriff „Generation Praktikum“, junge Menschen, die auf der Suche nach Kontakten, Jobs und Ausbildung für Unternehmen in schlecht oder kaum bezahlten Praktikums arbeiteten, wie ein fernes Echo aus den 90er Jahren an.
Statt dessen werden mittlerweile „Fangprämien“ an Mitarbeiter ausgezahlt, wenn sie der eigenen Firma einen geeigneten Kandidaten vermitteln. „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ heißt zum Beispiel das Programm der Stadt München. Wer dort einen neuen Kollegen gewinnt, kassiert: 500 Euro für einen Azubi und bis zu 1000 Euro für einen Vollzeit-Angestellten oder -Beamten. In der Privatwirtschaft wird bis zu 3.000 Euro bezahlt.
Die Grundidee dabei: Gute Leute empfehlen gute Leute. Bevor jemand einen anderen empfiehlt, ist er von dessen Vorteil für den anderen und von dessen Qualität überzeugt. Nicht immer muss es Geld sein. Manch einer will mehr Freizeit oder mehr Flexibilität.
Jedoch kommt hier eine wesentliche neue Aufgabe auf die HR Manager und Personalverantwortlichen zu.
Mitarbeiter empfehlen das eigene Unternehmen nur, wenn sie auch von dessen Erfolg und Kultur überzeugt sind. Wenn die Gesamtheit aller Werte, Normen und Einstellungen im Unternehmen sich zu einem Wir-Gefühl verbinden, auf das der empfehlende Mitarbeiter auch Stolz ist. Wer will schon einen Bekannten, Freund oder ehemaligen Studienkollegen „werben“, wenn der ihm nach der Einstellung die Kultur der Firma kritisch unter die Nase reibt.
Einer echten Gemeinschaft halten wir gerne lange die Treue. Denn diese hält auch uns die Treue. Die viel beschworene Generation Y,Z, etc. tickt da nicht anders. Der Boom der sozialen Medien in dieser Generation macht den innigen Wunsch nach Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Identifikation nur umso deutlicher.
Was bedeutet das für die Kulturarbeit in Unternehmen?
- Unternehmenskultur braucht echte Werte. Company Culture drückt sich in Werten, Normen und Einstellungen aus. Um zu entscheiden was gut und richtig ist und was falsch. Die als Richtschnur für das eigene Handeln und als Orientierung für die Mitarbeiter gelten. Echte gemeinsame Werte sind Teil dieser Leitplanken. Sie schaffen nicht nur Zusammenhalt untereinander, sondern auch noch Wertschätzung bei den Kunden.
- IdentitätWir beschreiben eine Organisation dann mit koordini... statt Marketing. Schauen wir uns die Karriereseiten der Unternehmen an, dann finden wir Selbstverständliches – nur schöner verpackt. Gutes Betriebsklima, bessere Karrierechancen, attraktivere Aufgaben, verlockende Work-Life-Balances oder die vielgestalterischen Weiterbildungen. Das sieht alles mittlerweile besser aus, ist aber mehr „Arbeitgebermarketing“. Unternehmenskultur entsteht aus dem Selbstverständnis von Organisationen, dem Leben und Erleben von authentischen und glaubwürdigen Werten, Normen und Einstellungen. Sie ist untrennbarer Teil der Unternehmensidentität, genauso wie die Leistungen oder das ErscheinungsbildCorporate Design auf Deutsch. Erscheinungsbild–Lo... einer Organsiation. Sonst werden aus Arbeitgeberversprechungen schnell hohle Phrasen in der Realität der täglichen Arbeit.
- Kulturarbeit ist Interaktion. Diese Werte, Normen und Einstellungen werden dann von allen Mitarbeitern gleichermaßen verstanden bzw. akzeptiert wenn „Nachhaltigkeit“ geschaffen wird. Das bedeutet Mitarbeiter innerhalb und außerhalb der Organisation zu informieren, zu schulen und Raum zu geben Kultur erleben zu können. Nur so wird auf allen Stufen ein Denken und Handeln im Sinne der Normen und Werte der Organisation initiiert und das Wir-Gefühl auch erlebt.
Unternehmenskultur ist heute nicht mehr nur Gestaltungsansatz zur Erreichung von Unternehmenszielen und betriebswirtschaftlichen Erfolgen. Vielmehr ist Unternehmenskultur in Zeiten des Wettbewerbs um neue Mitarbeiter als Wirklichkeit zu verstehen, die alle Mitarbeiter einer Organisation durch ihre Interaktion und Interpretation gemeinsam gestalten und erschaffen. Dann funktioniert es auch mit der Fangprämie.
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